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Leben mit Büchern

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Der neue Staat oder eine unendliche Geschichte

Im Mai 2021 flogen wieder Raketen über Israel und Palästina. Seit Jahrzehnten leiden unzählige Araber und Juden, die oftmals friedlich miteinander leben oder arbeiten, unter den Angriffen der Extremisten beider Seiten.
Was dieser Dauerkonflikt sowie Flucht und Vertreibung für die Menschen bedeuten und wie Geschichte in Familien vererbt wird, zeigt Claire Hajaj in ihrem zutiefst emotional erzählten Roman Ismaels Orangen.

Palästina 1948. Das Leben ist mindestens kompliziert geworden. Es gab eine „Zeit als sie noch Freunde hatten sein dürfen.“  Der siebenjährige Salim, Sohn eines palästinensischen Orangenzüchters, Masen, dessen Vater einer der obersten Richter von Jaffa ist und Elia, arabischer Jude, dessen Mutter „mit den weißen Juden nach Palästina gekommen“ war.
Jetzt ist Krieg, es wird immer gefährlicher und die meisten Araber verlassen Jaffa. Auch Salims Familie flieht. Das Haus mit der Orangenplantage und den für ihn zu seiner Geburt gepflanzten Baum müssen sie zurücklassen.

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Auf Andreas Föhr ist Verlass

Ach ja, kaum sah ich, dass mit Unterm Schinder der neunte Band der Regio-Krimi-Reihe um Kommissar Wallner und den sehr kreativ arbeitenden Polizeiobermeister Leo Kreuthner aus dem bayerischen Miesbach erschienen ist, da war er auch schon gelesen.

In dem jüngsten Kriminalroman von Andreas Föhr werden Kreuthner und seine neue Kollegin Lisa auf einem abgelegenen Hof in eine eigentlich von ihm — um bei ihr Eindruck zu schinden — inszenierte, dann aber überraschend doch mit scharfer Munition geführte Schießerei verwickelt.
Danach entdecken sie im Haus auch noch eine Tote: Carmen Skriba. Vor zwei Jahren wurde bereits deren Mann erschossen und Wallner hat für diese Tat eine gewisse Jennifer Wächtersbach hinter Gitter gebracht.
Die Motive für die Morde liegen jedoch weit mehr als zwei Jahre zurück. Im Prolog und in Rückblicken erhalten die Leser einen kleinen Vorsprung bei den Ermittlungen, die bis in die Münchner Halb- und Unterwelt, zu Autohändlern und Kredithaien führen.

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„Der ehemalige Sohn“ — Realität zwischen Absurdität, Tristesse und Tragik

Ist es tatsächlich wieder so still geworden in Minsk, wie es die Abendnachrichten erscheinen lassen? Ist diese Stadt tatsächlich wieder ins Koma geschlagen und getreten worden wie Der ehemalige Sohn in Sasha Filipenkos gleichnamigen Roman?

Filipenko erzählt von Franzisk, einem Fußball liebenden Cellospieler auf dem Musik-Lyzeum in Minsk, der bei einer Massenpanik im Vorfeld eines Rockkonzerts in einer U-Bahn-Unterführung zwar knapp mit dem Leben davonkommt, danach jedoch viele Jahre im Koma liegt. Nachdem der ihn behandelnde Arzt diesen Zustand nicht Leben nennen will und ihn als bloßes „Gemüse“ bezeichnet, ja, ihn eigentlich für tot erklärt, wendet sich sogar die Mutter ab. Allein seine Großmutter versucht alles, damit ihr geliebter Enkelsohn aufwacht.

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„Hoffnung auf Zukunft“

Zwischen dem Erscheinen der ersten beiden Bände der autobiografisch gefärbten „Hilla-Palm-Saga“, Das verborgene Wort (2001) und Aufbruch (2009), lagen lange acht Jahre. Auf den dritten Teil, Spiel der Zeit, musste sich die Leserschaft dann noch bis 2014 gedulden. Es sind jeweils sehr umfangreiche Romane, in denen die Autorin Ulla Hahn den Lebensweg der Hilla Palm, einem „Kenk vun nem Prolete“ aus einem niederrheinischen Dorf — und ausgestattet mit einer großen Liebe zu den Wörtern — an die höhere Schule und zur Universität in Köln erzählt.

Werk mit Autorin

Begleitet die Leserin, wie hier auf vitaLibris schon beschrieben, in den ersten beiden Bänden die Ich-Erzählerin Hilla immer sehr unmittelbar, erlebt und fühlt direkt mit, beginnt dann auch das Spiel der Zeit mit dem Leitmotiv LOMMER JONN.

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Frau Helbing aus Hamburg

Beim Lesen der Ankündigung des Kampa Verlags zum Kriminalroman Frau Helbing und der tote Fagottist dachte ich gleich: Das könnte doch ein passendes Geburtstagsgeschenk — überreicht mit einem Augenzwinkern — für Gudrun sein.

Gudrun kenne ich schon seit über 30 Jahren. Wie Frau Helbing ist sie Fleischereifachverkäuferin in Rente und liest auch gerne Kriminalromane.
Damit hören die Gemeinsamkeiten allerdings schon auf. Da Gudrun nicht im eigenen Betrieb eingebunden war, hatte sie auch schon, als sie noch berufstätig war, Zeit Kulturveranstaltungen zu besuchen. Und, obwohl etwas jünger, besitzt sie noch nicht einmal so ein modernes Smartphone wie Frau Helbing. Dieses liegt bei Frau Helbing aber auch nur originalverpackt in der Schublade. Womöglich hätte sie es in ihrem ersten Fall gut gebrauchen können …

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Weites Land, wertvolle Bibliotheken

Ganz ehrlich? Ein Buch mit dem Titel Die Bücherfrauen lasse ich eher links liegen. Dann fragte ich mich aber, ob denn das Netzwerk Bücherfrauen mit dem Roman zu tun hat und schaute mir erst einmal die Kurzbeschreibung sowie den Originaltitel an. Beides klang dann doch interessanter als der deutsche Titel.

In der amerikanischen Originalausgabe erschien das Debüt von Romalyn Tilghman unter dem Titel „To The Stars Through Difficulties“. Dies ist das Motto des US-Bundesstaates Kansas und gilt gewissermaßen auch für die Charaktere des Romans, die in der dortigen Kleinstadt New Hope aufeinandertreffen.

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Mundwinkel hoch mit Valerio

Dieser Pandemie können wir uns nicht entziehen und sie ist für uns alle eine anstrengende, entbehrungsreiche und unsichere Zeit.
Die Zeit, die wir in Um- und Neu-Organisation des Lebens investieren, fehlt dem Freundeskreis, um sich über Gelesenes auszutauschen oder gar hier auf vitaLibris darüber zu schreiben.
Zum Glück findet sich aber immer noch Zeit zu lesen, wie zum Beispiel den anregenden Artikel von Tobias Lehmkuhl über die Verleihung des Georg-Büchner-Preises an die Dichterin Elke Erb, vom zweiten November 2020, in der Süddeutschen Zeitung.
Am Ende bezieht er sich auf Erbs Dankesrede, in der sie den „Sprachtanz Büchners“ erwähnte und ausschließlich aus seinem Lustspiel Leonce und Lena rezitierte.
Und so ermunterte der Beitrag, (nochmal) zum Lustspiel zu greifen, kann man Aufheiterung momentan doch dringend brauchen.

Ach, da traf ich sie wieder: den Prinzen Leonce vom Reiche Popo, Prinzessin Lena vom Reiche Pipi und meinen speziellen Freund Valerio, an dessen Wortwitz ich geradezu einen Narren gefressen habe.

Mit meist feiner Ironie und manch satirischer Schärfe entzaubert Georg Büchner den romantisierten Sehnsuchtsort Italien und hält den Herrschenden den Spiegel vor die Nase.

Eine wahrlich gelungene Aufheiterung in außergewöhnlichen Zeiten.

Leonce und Lena war das letzte Stück, das Büchner vor seinem Tod am 19. Februar 1837 vollenden konnte. Er starb nur dreiundzwanzigjährig in Zürich an den Folgen einer Typhuserkrankung, „Woyzeck ist Fragment geblieben“. [1]

In der heutigen Form eines allgemeinen Literaturpreises wird der Georg-Büchner-Preis seit 1951 vergeben und gilt als der bedeutendste für Schriftsteller*innen, „die in deutscher Sprache schreiben“. [2]

Für gewöhnlich lasse ich mich nicht von Preisen und Auszeichnungen beeindrucken — diese Leseerfahrung ließ mich allerdings interessiert wieder- und weiterlesen.

Auf dem Wunschzettel stehen jetzt auch Gedichte und Texte von Elke Erb.

 

 

[1] Hamburger Lesehefte, 148. Heft, S. 58

[2] https://www.deutscheakademie.de/de/auszeichnungen/georg-buechner-preis

Ein Argentinier in Oxford

„Haben Sie schon einmal von der Lewis-Carroll-Bruderschaft gehört?“

Nein? Das ist nicht weiter von Belang, denn auch dem namenlosen Ich-Erzähler, einem argentinischen Mathematikstudenten an der Universität Oxford, ist diese Bruderschaft nicht bekannt, als er 1994 in den Fall Alice im Wunderland gezogen wird.
Zudem handelt es sich bei diesem literarischen Kriminalroman um reine Fiktion, wie der Autor Guillermo Martínez in seinem Nachwort erklärt.
Fein gesponnen hat er diese Geschichte allerdings über die Forschungen nach den verschwundenen Tagebüchern und Tagebuchseiten Lewis Carrolls (1832 – 1898) und dessen Leidenschaft für die seinerzeit neue Kunstform der Fotografie sowie seiner Vorliebe besonders junger Mädchen als Modelle.

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Begegnungen

Eine Begegnung kann dein ganzes Leben verändern. Im Job, in der Liebe, beim Sport oder beim Einkaufen. Selbst ohne dieses Bewusstsein sind Begegnungen für die meisten Menschen lebenswichtig.

Auch um unterschiedliche Perspektiven von Herkunft und Heimat aufzuspüren, Vorurteile sichtbar zu machen und aufzuzeigen, worin Menschen Heimat finden können, sind Begegnungen von Bedeutung.

Ein Mann der in den letzten Jahren die Begegnung mit Menschen unterschiedlichster Herkunft — auf analogen und digitalen Wegen — gesucht und ermöglicht hat, ist der Sozialaktivist und Autor Ali Can.

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