Leben mit Büchern

Schlagwort: Herkunft

„Weiter atmen“ für das, was im Leben wirklich zählt

Der Londoner Lehrer Michael Kabongo hat seinen Job gekündigt, hat seinen Besitz der Wohlfahrt übergeben, bis auf ein Buch, das er auf jede Reise mitnahm, und hat in letzter Minute seinen Flieger nach San Francisco bestiegen, um mit seinen gesamten Ersparnissen von 9.021 Dollar auf seine letzte Reise zu gehen.
Sind sie aufgebraucht, „bringe ich mich um.“

Was hat ihn zu diesem Entschluss getrieben, und wie wird diese Geschichte ausgehen?

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„Warum wissen wir nichts davon?“

Warum wissen wir hier in Deutschland nichts davon, dass ab 1949 deutsche Frauen eine große Immigrantinnengruppe in Island gewesen sind? Das fragte sich die Autorin Anne Siegel, als sie eines Abends von ihrer isländischen Freundin davon erfuhr.
Auch meine liebe Freundin Franziska, die ich schon seit Studientagen kenne, hatte noch nichts von diesem hochinteressanten Kapitel deutsch-isländischer Zeitgeschichte gehört, und nachdem sie Anne Siegels Buch Frauen, Fische, Fjorde entdeckte, hat sie es bisher noch viermal in ihrem Freundeskreis verschenkt, eines eben auch an mich.

Dazu, warum wir nichts darüber wissen, stellt Anne Siegel nur im Epilog kurze Überlegungen an, die von ihren persönlichen Eindrücken aus den intensiven Gesprächen mit den inzwischen betagten Frauen und dem eigenen historischen Lernen in der Bundesrepublik der 70er Jahre beeinflusst sind.
Aber dank ihres Buches erfahren wir nun endlich doch davon.

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Der neue Staat oder eine unendliche Geschichte

Im Mai 2021 flogen wieder Raketen über Israel und Palästina. Seit Jahrzehnten leiden unzählige Araber und Juden, die oftmals friedlich miteinander leben oder arbeiten, unter den Angriffen der Extremisten beider Seiten.
Was dieser Dauerkonflikt sowie Flucht und Vertreibung für die Menschen bedeuten und wie Geschichte in Familien vererbt wird, zeigt Claire Hajaj in ihrem zutiefst emotional erzählten Roman Ismaels Orangen.

Palästina 1948. Das Leben ist mindestens kompliziert geworden. Es gab eine „Zeit als sie noch Freunde hatten sein dürfen.“  Der siebenjährige Salim, Sohn eines palästinensischen Orangenzüchters, Masen, dessen Vater einer der obersten Richter von Jaffa ist und Elia, arabischer Jude, dessen Mutter „mit den weißen Juden nach Palästina gekommen“ war.
Jetzt ist Krieg, es wird immer gefährlicher und die meisten Araber verlassen Jaffa. Auch Salims Familie flieht. Das Haus mit der Orangenplantage und den für ihn zu seiner Geburt gepflanzten Baum müssen sie zurücklassen.

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„Hoffnung auf Zukunft“

Zwischen dem Erscheinen der ersten beiden Bände der autobiografisch gefärbten „Hilla-Palm-Saga“, Das verborgene Wort (2001) und Aufbruch (2009), lagen lange acht Jahre. Auf den dritten Teil, Spiel der Zeit, musste sich die Leserschaft dann noch bis 2014 gedulden. Es sind jeweils sehr umfangreiche Romane, in denen die Autorin Ulla Hahn den Lebensweg der Hilla Palm, einem „Kenk vun nem Prolete“ aus einem niederrheinischen Dorf — und ausgestattet mit einer großen Liebe zu den Wörtern — an die höhere Schule und zur Universität in Köln erzählt.

Werk mit Autorin

Begleitet die Leserin, wie hier auf vitaLibris schon beschrieben, in den ersten beiden Bänden die Ich-Erzählerin Hilla immer sehr unmittelbar, erlebt und fühlt direkt mit, beginnt dann auch das Spiel der Zeit mit dem Leitmotiv LOMMER JONN.

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Begegnungen

Eine Begegnung kann dein ganzes Leben verändern. Im Job, in der Liebe, beim Sport oder beim Einkaufen. Selbst ohne dieses Bewusstsein sind Begegnungen für die meisten Menschen lebenswichtig.

Auch um unterschiedliche Perspektiven von Herkunft und Heimat aufzuspüren, Vorurteile sichtbar zu machen und aufzuzeigen, worin Menschen Heimat finden können, sind Begegnungen von Bedeutung.

Ein Mann der in den letzten Jahren die Begegnung mit Menschen unterschiedlichster Herkunft — auf analogen und digitalen Wegen — gesucht und ermöglicht hat, ist der Sozialaktivist und Autor Ali Can.

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HERKUNFT — Heimat — Horizonte

Die Literaturszene ist vielfältig — vom Global Player bis zum Selbstverlag einzelner Autoren, von der Buchhandelskette bis zum Inhaber geführten Buchladen.
Vom bekannten Literaturkritiker über leidenschaftliche Lokalredakteure bis zum Hobby-Buchblogger und natürlich den unterschiedlichsten Lesern.

Dazu bereichern lokale Lesekreise oder Kulturvereine die Literaturszene.
Um diese zu unterstützen initiierte das Literarischen Colloquium Berlin das Projekt Seitab liegt die Stadt — für das Jahr 2020 mit dem Thema Herkunft —, an dem sich die Begegnungsstätte Kaufungen beteiligt.

Eine konkrete, geografische wie sozio-kulturelle Herkunft haben wir alle, und in Deutschland hat inzwischen „jeder Vierte eine familiäre Einwanderungsgeschichte“[1].

Manche fühlen sich auf ihre Herkunft reduziert, andere schämen sich ihrer oder verleugnen sie sogar. Wieder andere ziehen Kraft aus den Lebenserfahrungen, die sie durch ihre Herkunft machen durften oder gehen zumindest selbstbewusst mit der eigenen Herkunft um.

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Die Prüfungen des Lebens

Auf die Prüfungen des Lebens kann man sich nicht vorbereiten wie auf ein Quiz. Diese Erfahrung muss auch Brian Jackson, Ich-Erzähler in David Nicholls Roman Keine weiteren Fragen, machen.

Mitte der 80er Jahre hat Brian gerade sein Abitur der Langley-Street-Gesamtschule in der Tasche und zieht von Southend in der Grafschaft Essex in eine Studenten-Bude einer Universitätsstadt mit Türmchen.
„Okay, es ist vielleicht nicht Oxford oder Cambridge, aber es ist das nächstbeste. Die Hauptsache ist doch, dass es eine Universitätsstadt mit Türmchen ist. Träumenden Türmchen.“
Vor allem hat er dort ein Stipendium erhalten.
Das Größte für Brian wäre es, im Uni-Team für Englands anspruchsvollstes Fernsehquiz, der University Challenge, zu stehen. Das sah er als Kind mit seinem Vater, den er schon damals mit seinem Wissen beeindrucken konnte.

Von seinem Ankommen an der Uni, seinem Weg zum Quiz und in die Betten und Herzen der Kommilitoninnen lässt David Nicholls seinen pickligen, jungenhaften „Helden“ selbstironisch, in bester britischer Stand-up-Comedy-Manier erzählen.
Lachen oder mitfühlendes Kopfschütteln, all dies ist beim Lesen des Romans inbegriffen.
Immer wieder gibt es feine Anspielungen auf die englische Literatur (Brians Studienfach), Popmusik der 80er und natürlich ganz viel Quiz-Wissen.

Deshalb habe ich Keine weiteren Fragen, und sage, einfach lesen und lachen.

David Nicholls: Keine weiteren Fragen, aus dem Englischen von Ruth Keen, Heyne 2007;
die deutschsprachige Ausgabe erschien erstmals 2005 bei Kein & Aber

Tja, das ganze Leben ist ein Quiz — Hurz 😊.
— Dank an Hape Kerkeling.

Hilla entdeckt Worte

Bereits im August 2018 habe ich mir einen Roman gekauft, den ich zwar schon gelesen hatte, dessen Geschichte mich aber schon so lange begleitete, dass ich eine eigene Ausgabe im Bücherregal stehen haben wollte. Es ist eine dtv-Ausgabe, gebraucht aus meiner Gemeindebücherei. Auf dem untersten Rand des Covers steht ein Mädchen auf braunem Feldweg, den Blick versunken in ein Buch gerichtet.
Gelesen habe ich damals die Originalausgabe der Deutschen Verlags-Anstalt, deren Umschlaggestaltung Flusskiesel zeigt.  Nach der Lektüre wusste ich, dass es auch „Buchsteine“ sein können.
Mit diesem Taschenbuch habe ich eine Geschichte erstanden, die – aufgrund ihres Gegenstandes und seiner historischen Einordnung – eigentlich auch nicht in einen E-Book-Reader passt.
Durch die zusätzliche haptische Wahrnehmung zweier Buchdeckel, bin ich als Leserin mittendrin: In einem kleinen Dorf am Niederrhein zwischen Köln und Düsseldorf. Mittendrin im Leben einer Arbeiterfamilie in den 1950er Jahren.

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