Es ist schon ein paar Jährchen her, da wies eine Kundin vor mir, falls ich mich recht erinnere, Grundschullehrerin von Beruf und passionierte Hobbyköchin, in einer Buchhandlung meines Vertrauens auf ein an der Kasse ausliegendes Buch und sagte begeistert: „Das habe ich heute Nacht fast in einem Rutsch durchgelesen.“

Es handelte sich um Ich koch dich tot von Ellen Berg und dieses Buch ist ausdrücklich (k)ein Liebesroman.
Obwohl schon diese schrägen Titel, die Covergestaltung mit Motiven von Gerhard Glück und natürlich die Leseerfahrung aus erster Hand mein Interesse an der Lektüre weckten, dauerte es dann noch einige Zeit, bis ich mich tatsächlich der witzigen Geschichten von Ellen Berg annahm.
Das geschah zunächst mit einem Hörbuch, und ich muss zugeben, dass ich einfach keine Ahnung mehr habe, mit welchem. Gelesen werden sie von Tessa Mittelstaedt, deren Stimmfarbe mir zumindest in diesen Hörbüchern etwas zu hoch ist, weshalb ich, obwohl sie gut liest, danach lieber zum gedruckten Werk griff.
Die in der Folge gelesenen Romane waren zwar eine nette Abwechslung, aber der Durchbruch gelang Ellen Berg bei mir persönlich erst mit Manche mögen’s steil. Wobei es sich auch hier um (k)einen Liebesroman handelt. Herrlich überzogen befasst er sich mit den Tücken des beruflichen Aufstiegs der weiblichen Protagonistin, die sich dafür aus ihrer virtuellen Social-Media-Welt zum Teamtraining in die reale Bergwelt begeben muss.

Nun begab es sich dann im letzten Jahr, dass Silke aus dem Freundeskreis, mit der ich mich hier schon einmal über einen Episodenroman unterhalten habe, von ihrem Sohn ein Buch aus der Feder eben dieser Ellen Berg geschenkt bekam. Auch Silke kannte die Autorin bereits und hatte einige ihrer Romane mit großem Spaß gelesen: „Klar, die Storys sind zwar recht vorhersehbar, sie sind eben aber auch total lustig.“

Aus Silkes Bücherregal

Da meist die Paarbeziehung in irgendeiner Art und Weise im Zentrum ihrer Bücher steht, könnte man meinen, sie seien nur was für Frauen. Sehr wahrscheinlich haben sie auch deutlich mehr Leserinnen als Leser, aber da die Themenvielfalt eben vom Kochen, übers Gärtnern bis hin zum schon erwähnten Teambuilding reicht, werden sie dann doch schon mal von Männern gelesen und empfohlen. So hat Dieter Wunderlich auf seiner Literaturseite Bergs Roman Willst du Blumen, kauf dir welche rezensiert, der die Partnervermittlung mittels Dating-Apps humorvoll aufs Korn nimmt, und wenn man ans Berg-Brett schaut, finden sich dort regelrechte Fans auch männlichen Geschlechts.

Mach dich locker, fordert Ellen Berg nun in ihrem neuen Roman und bringt die Leserinnen mit Sprüchen wie:

Bleibe gelassen, bleibe heiter, ärgern bringt dich kein Stück weiter“

buchstäblich auf den Weg zur locker-leichten Entspannung.

Schaut man in den Büchern oder auf Websites nach Frau Bergs Vita, scheint dort die Arbeit für einen Postkartenverlag zu fehlen. Irgendwie schafft sie es, eine regelrechte Masse an Kalender- und Postkartensprüchen so unterhaltsam in Dialoge und Handlung einfließen zu lassen, dass es schon wieder Klasse hat.
Generell finden sich nur spärliche und überwiegend wortgleiche Angaben zu ihrem beruflichen Vorleben. Die erwähnte Tätigkeit in der Gastronomie kann man ihr wohl abnehmen, deutet sie in einigen Büchern – eben auch über den offensichtlich in der Branche spielenden Roman Alles Tofu, oder was? hinaus – Insiderwissen an, welches Frau natürlich auch recherchiert haben kann.
Ja, womöglich handelt es sich bei Ellen Berg um ein Pseudonym. Dies sollte allerdings nicht zu Namensverwechslungen führen, denn wenn einem selbst zunächst nur die „echte“ Schriftstellerin und Dramatikerin Sibylle Berg einfällt, kann man bei der Suche nach der „Autorin Berg“ und „Pseudonym“ schon mal auf Autoren- und Autorinnen-Pseudonyme wie Eric Berg oder Ellen Sandberg treffen.

Und nein, dass sind nicht die mit den lockeren Sprüchen am laufenden Band.

PS: Ich koch dich tot habe ich übrigens immer noch nicht gelesen, werde aber auch in Zukunft daran denken, dass man mit dem Humor aus Ellen Bergs Büchern – trotz aufgefundener Leichen oder einer wilden Räuberpistole, wie bei den im obigen Beitragsfoto abgebildeten Titeln inklusive – ganz gut durchs oft so ernste Leben finden kann.

PPS vom 12.06.2023: Ellen Bergs Webseite wurde in die des Verlags integriert. Das Berg-Brett ist dem leider zum Opfer gefallen.