„Ein Hund bellt.“
Und schon nach dem ersten Satz wird es so richtig spannend in Fuminori Nakamuras Roman über die legendenumwobene Trompete „Fanaticism“, in dem die Leser sich mit dem Protagonisten auf eine aufregend irritierende Flucht begeben.
Der Journalist und Buchautor Kenji Yamamine begegnet bei Recherchen nach der Geschichte dieser Trompete seiner großen Liebe Anh und kommt später selbst in den Besitz des Instruments. Der Trompete wird eine regelrecht überwältigende Macht nachgesagt, weshalb immer mehr dubiose Leute hinter ihr und Kenji her sind …
Autor Fuminori Nakamura lässt seinen Ich-Erzähler auf seiner Flucht über viele Themen nachdenken. Diese reichen zum Teil weit in die japanische Geschichte zurück, behandeln jedoch zeitlose universelle Zusammenhänge. Dabei konfrontiert er die Leser mit existenziellen gesellschaftlichen und individuellen Dilemmata in einer komplexen Welt.
Das klingt so furchtbar kompliziert, wie das Leben nun einmal ist, läuft indes auch auf die Frage hinaus, woran wir Menschen in Zeiten von Hass und Rechtspopulismus glauben wollen und können, und was passiert, wenn wir an unsere Grenzen kommen, für unsere Werte einzustehen.
Über all das, was den Flüchtenden beschäftigt, kann ich als Leserin ebenso nachdenken und miträtseln, mag vielleicht sogar Bezüge zu Kafka erkennen. Da aber die Richtung oder gar das Ende der Handlung nicht vorhersehbar ist, kann ich mich auch einfach nur in eine unheimlich fesselnde Geschichte vertiefen.
Ganz gleich, ob man Die Flucht eher als Spannungs-, Liebes- oder Gesellschaftsroman liest, für mich persönlich war das Buch ein echter Pageturner.
Fuminori Nakamura: Die Flucht, aus dem Japanischen von Luise Steggewentz, Diogenes 2024
ISBN der gebundenen Ausgabe
978-3-257-07285-3
ISBN der E-Book Ausgabe (epub)
978-3-257-61472-5