Leben mit Büchern

Schlagwort: Reihe (Seite 1 von 2)

Mitten rein

Wie bin ich da nur wieder reingeraten? Mitten nach Hamburg, in die Blaue Nacht?
Eigentlich wie so oft. Da wurde dieser Bücherflohmarkt angekündigt, und natürlich bin ich an besagtem Samstag pünktlich um zehn Uhr dort aufgeschlagen.
So kam es dann auch dazu, dass ich mitten in der Chastity-Riley-Reihe von Simone Buchholz gelandet bin.

Weil Staatsanwältin Riley erfolgreich gegen einen Vorgesetzten ermittelte und nicht ganz legal von einer Schusswaffe Gebrauch machte, ist sie derzeit zur Opferschutzbeauftragten, sagen wir mal, ernannt worden. Weitere Ermittlungen sind auf diesem Posten nicht vorgesehen. Aber das hält Riley nicht auf. Schließlich muss der Tag irgendwie verbracht werden. Und ihr jüngster Schutzbefohlener, ein Mann mit reichlich gebrochenen Knochen und abgetrenntem Zeigefinger, reizt sie doch zu mehr, als nur in einem freundlichen Gespräch seinen Namen herauszufinden …

Im Kriminalroman wird geraucht und ausgiebig vorzugsweise Alkohol getrunken, die Sprache ist meist direkt bis rau und klingt für manche Leser vielleicht etwas stark nach „Milieu“.
Hin und wieder scheinen jedoch fast poetisch anmutende Zeilen auf:

Der Mond hängt vor meinem Fenster, er ist drauf und dran, sich zu halbieren, und der Hafenstaub hat auch noch einen seiner speziellen Filter draufgepackt.“

Für mich ging dieser Fall richtig gut aus. Ich hatte keinerlei Probleme hineinzufinden und meine Zeit mit Chastity Riley in Hamburg, mit einem kleinen Abstecher nach Sachsen und Tschechien, verging wie im Flug.
Gut möglich, dass ich mich noch einmal an Rileys Fersen heften werde.

Simone Buchholz: Blaue Nacht (Chastity-Riley-Reihe, Band 6)
Suhrkamp 2016
ISBN der Erstauflage im Klappenbroschur
978-3-518-46662-9

Humor oder Und dann sing‘ ich mit meinem Tinnitus ein Lied

Humor ist, wenn man trotzdem lacht“, hieß es oft bei meiner Mutter, obwohl sie in ihrem Leben eben nicht gerade viel zu lachen hatte. Nun versteht ja jeder etwas anderes unter Humor beziehungsweise hat eine andere Art von Humor. Welcher Art der Humor war, der meine Mutter am besten zum Lachen brachte, kann ich sie schon lange nicht mehr fragen. Das erwähnte Motto krame ich aber immer dann aus den Erinnerungen, wenn das Leben gerade eher unlustig verläuft.

Die aktuelle Nachrichtenlage lässt wahrscheinlich auch so manchen Leser eher betrübt in die Zukunft schauen. Nun möchte ich nicht verhehlen, dass es dafür gute Gründe gibt. Aber lasst uns doch bitte mal an die schönen und guten Dinge im Leben denken, bevor wir alle diesen einen letzten Weg gehen müssen.
Da wären eben zum Beispiel das Lachen oder der nächste Spruch: „Jeder Tag, an dem du nicht lächelst, ist ein verlorener Tag.“ Zugegeben, „verloren“ klingt fast schon wieder so düster wie die neusten Nachrichten, mehr zu lächeln würde allerdings so mancher Diskussion guttun. Und natürlich auch jedem selbst.

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Von harten Zeiten erzählt Adrian McKinty in „Der sichere Tod“

„Wir haben 1992. In New York werden jedes Jahr gut zweitausend Leute umgebracht. Es gibt Bandenkriege.“
Und: „In der Bronx leben Zehntausende irische Neueinwanderer. Arme, illegale Halbwüchsige, die vor dreißig Prozent Arbeitslosigkeit und dem Bürgerkrieg geflohen waren“.

Einer von ihnen ist Michael Forsythe aus Belfast.
Michael wollte nicht nach Amerika und wie der Schwager seiner Cousine für den „Geschäftsmann“ Darkey White arbeiten. Aber kurz vor Weihnachten ’91 wurde ihm wegen Sozialhilfebetrugs endgültig die Stütze gestrichen, sodass er keinen anderen Ausweg sah, als doch zu fliegen.

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Auf Andreas Föhr ist Verlass

Ach ja, kaum sah ich, dass mit Unterm Schinder der neunte Band der Regio-Krimi-Reihe um Kommissar Wallner und den sehr kreativ arbeitenden Polizeiobermeister Leo Kreuthner aus dem bayerischen Miesbach erschienen ist, da war er auch schon gelesen.

In dem jüngsten Kriminalroman von Andreas Föhr werden Kreuthner und seine neue Kollegin Lisa auf einem abgelegenen Hof in eine eigentlich von ihm — um bei ihr Eindruck zu schinden — inszenierte, dann aber überraschend doch mit scharfer Munition geführte Schießerei verwickelt.
Danach entdecken sie im Haus auch noch eine Tote: Carmen Skriba. Vor zwei Jahren wurde bereits deren Mann erschossen und Wallner hat für diese Tat eine gewisse Jennifer Wächtersbach hinter Gitter gebracht.
Die Motive für die Morde liegen jedoch weit mehr als zwei Jahre zurück. Im Prolog und in Rückblicken erhalten die Leser einen kleinen Vorsprung bei den Ermittlungen, die bis in die Münchner Halb- und Unterwelt, zu Autohändlern und Kredithaien führen.

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„Hoffnung auf Zukunft“

Zwischen dem Erscheinen der ersten beiden Bände der autobiografisch gefärbten „Hilla-Palm-Saga“, Das verborgene Wort (2001) und Aufbruch (2009), lagen lange acht Jahre. Auf den dritten Teil, Spiel der Zeit, musste sich die Leserschaft dann noch bis 2014 gedulden. Es sind jeweils sehr umfangreiche Romane, in denen die Autorin Ulla Hahn den Lebensweg der Hilla Palm, einem „Kenk vun nem Prolete“ aus einem niederrheinischen Dorf — und ausgestattet mit einer großen Liebe zu den Wörtern — an die höhere Schule und zur Universität in Köln erzählt.

Werk mit Autorin

Begleitet die Leserin, wie hier auf vitaLibris schon beschrieben, in den ersten beiden Bänden die Ich-Erzählerin Hilla immer sehr unmittelbar, erlebt und fühlt direkt mit, beginnt dann auch das Spiel der Zeit mit dem Leitmotiv LOMMER JONN.

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#Klassikerlesen mit Tilman Spreckelsens historischen Kriminalromanen

Zugegeben, Klassiker der Literatur finden sich auf dieser Website eher selten, und die Leser*innen meinen gar auf einem Krimiblog gelandet zu sein. Ganz so ist es wahrlich nicht. Aufmerksame Leser finden Erwähnungen von Theodor Fontane, Jane Eyre oder Hinweise auf andere Klassiker der englischen Literatur. Und selbstverständlich haben wir Klassiker wie Theodor Storms Schimmelreiter auch gerne selbst gelesen!

Eng verbunden mit Storms Biografie ist die nordfriesische Stadt Husum, was man wahrscheinlich in jedem Reiseführer über die Nordseeküste Schleswig-Holsteins nachlesen kann, auf jeden Fall in den oben abgebildeten.

Und ja, möglicherweise gehört der Kriminalroman tatsächlich zu einem auf vitaLibris leicht bevorzugten Genre. Jedenfalls habe ich mich Storm zuletzt über die historischen Romane von Tilman Spreckelsen genähert, habe sozusagen #Klassikerlesen lassen. Im Juni 2020 erschien Die Nordseefalle als vierter Band seiner Theodor-Storm-Krimis.

Kapitelüberschriften gibt es nicht, sie sind schlicht nummeriert. Stattdessen leitet der Autor die einzelnen Kapitel mit passenden Zitaten aus Storms Novellen ein. Das erste Zitat stammt aus „Draußen im Heidedorf“, die Storm 1872 veröffentlichen konnte.

In Die Nordseefalle schreiben wir jedoch das Jahr 1844 während Theodor Storm versucht seinen Lebensunterhalt durch die Tätigkeit als Advokat in Husum zu bestreiten.

„Am Sonntagmorgen hatte man den Tagelöhner Hinrich Dahl aus Schobüll in der Heide gefunden, wo er einen beträchtlichen Rausch ausschlief — auf einem Toten. Wie es dazu gekommen war, konnte er nicht sagen. Am Montag hatte sich der junge Anwalt Theodor Storm dazu bereit erklärt, Dahl zu vertreten. Weil er für die Befragung seinen Schreiber brauchte, folgte ich ihm an diesem schönen Spätsommertag zum Husumer Schloss. Im linken Seitenflügel waren Gefängniszellen untergebracht, und ich gab der ganzen Sache damals zwei Stunden: …“

Natürlich klärt sich nichts in zwei Stunden, nicht einmal innerhalb zweier Tage.

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Abgeblasen

Dieser Tage werden viele Kulturveranstaltungen, wegen eines Virus das weltweit ausgeatmet wird, abgeblasen. Das kostet Zeit, Nerven und viele Kulturschaffende Geld.
Mich persönlich stimmt es vor allem traurig, weil mir ein Stück Lebensqualität fehlt.

Abgeblasen ist auch ein Val McDermid Krimi, der im Fischer Taschenbuch Verlag schon unter dem Titel Mörderbeat in Manchester erschien. Diese Vorgehensweise der Verlage verwirrt Leser bisweilen. Ärgerlich ist, wenn erst nach dem Kauf auffällt, dass man den Roman schon gelesen oder bereits im Regal stehen hat. Dieser Gefahr habe ich mich nicht ausgesetzt, konnte ich mich an meine bisher gelesenen Val McDermid Romane ganz gut erinnern. Vor allem Die Erfinder des Todes habe ich als ziemlich spannend in Erinnerung.

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Kleine Auszeiten vom Wahnsinn der Welt

Klimawandel, Staats- und Wirtschaftskrisen oder Diskriminierung; mit all diesen Themen setzt sich Literatur — mehr oder weniger differenziert — auseinander.
Manchmal aber, und gerade dann wenn aus allen Kanälen nichts anderes schallt, nehme ich ein Buch zur Hand und reise auf die Nordseeinsel Föhr oder auch an die andere Seite Schleswig-Holsteins, an die Ostseeküste, begleite Privatdetektiv Leo Donat durch Deutschland und erfahre erstaunliches aus der Regio-Krimi-Szene, ermittele an der Seite einer risikoschwangeren Detektivin in Baltimore, und wenn ich gar nicht mehr in der Welt des 21. Jahrhunderts verweilen mag, versuche ich anno 665 mit Schwester Fidelma von Kildare herauszufinden, wer den ehrwürdigen Gelehrten Dacán ermordet hat.

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Hilla entdeckt Worte

Bereits im August 2018 habe ich mir einen Roman gekauft, den ich zwar schon gelesen hatte, dessen Geschichte mich aber schon so lange begleitete, dass ich eine eigene Ausgabe im Bücherregal stehen haben wollte. Es ist eine dtv-Ausgabe, gebraucht aus meiner Gemeindebücherei. Auf dem untersten Rand des Covers steht ein Mädchen auf braunem Feldweg, den Blick versunken in ein Buch gerichtet.
Gelesen habe ich damals die Originalausgabe der Deutschen Verlags-Anstalt, deren Umschlaggestaltung Flusskiesel zeigt.  Nach der Lektüre wusste ich, dass es auch „Buchsteine“ sein können.
Mit diesem Taschenbuch habe ich eine Geschichte erstanden, die – aufgrund ihres Gegenstandes und seiner historischen Einordnung – eigentlich auch nicht in einen E-Book-Reader passt.
Durch die zusätzliche haptische Wahrnehmung zweier Buchdeckel, bin ich als Leserin mittendrin: In einem kleinen Dorf am Niederrhein zwischen Köln und Düsseldorf. Mittendrin im Leben einer Arbeiterfamilie in den 1950er Jahren.

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Mit Maigret an die französische Atlantikküste

Meine letzte Begegnung mit Georges Simenons Kommissar Maigret ist lange her. Sehr lange. Zugegeben, ich habe mich damals auch ein wenig gelangweilt. Nun war aber der Alltag so hektisch, dass ich mich nach der Ruhe, die Maigret damals auf mich ausstrahlte, fast sehnte. Und auf dem Cover von Maigret macht Ferien liegen die Segelboote am Strand so wunderbar in der Sonne. Da wollte ich auch hin.

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