Leben mit Büchern

Mit Maigret an die französische Atlantikküste

Meine letzte Begegnung mit Georges Simenons Kommissar Maigret ist lange her. Sehr lange. Zugegeben, ich habe mich damals auch ein wenig gelangweilt. Nun war aber der Alltag so hektisch, dass ich mich nach der Ruhe, die Maigret damals auf mich ausstrahlte, fast sehnte. Und auf dem Cover von Maigret macht Ferien liegen die Segelboote am Strand so wunderbar in der Sonne. Da wollte ich auch hin.

Maigret verbringt den Urlaub mit seiner Frau in Les Sables-d’Olonne, einer Kleinstadt an der französischen Atlantikküste. Madame Maigret wurde allerdings schon am dritten Tag des Urlaubs in das örtliche Krankenhaus eingeliefert und muss sich nun von der dringenden Blinddarmoperation erholen. Maigret fehlt der Pariser Kommissariatsalltag und daher strukturiert er seine Besuche in der Klinik und in den Bistros des Ferienortes genau durch. Bis er einen Zettel in der Tasche seines Jacketts findet, worauf er gebeten wird, aus Barmherzigkeit die Patientin in Zimmer 15 aufzusuchen. Dem kann Maigret nicht mehr nachkommen, weil die Frau schon in derselben Nacht stirbt.
Dieser Vorfall weckt selbstverständlich Maigrets Neugier. Seine Nachforschungen unter den Bürgern von Les Sables bringen jedoch Maigrets Rhythmus durcheinander und sein Selbstbewusstsein ein wenig aus dem Gleichgewicht. Der Pariser Kommissar ermittelt schließlich erstmals im Milieu von Ordensschwestern, unter deren Leitung die Klinik steht.

Maigrets allseits bekannten Accessoires, Hut und Pfeife, fehlen in diesem Roman ebenso wenig, wie dessen Mitgefühl mit den Opfern und den zeit ihres Lebens hart arbeitenden Menschen.
Auch eine Andeutung zur damaligen zweifelhaften französischen Rechtsprechung findet sich am Ende.

Ganz so ruhig und beschaulich wie auf dem Cover war es also in Les Sables dann doch nicht. Aber diesmal habe ich Maigret gerne bei seinen Überlegungen und Nachforschungen begleitet und die Zeit im Frankreich vor der Entwicklung von Smartphone und Internet – trotz Simenons stereotyp-machohaften Frauenbildes – genossen.

Georges Simenon: Maigret macht Ferien, Deutsch von Jean Raimond und Bärbel Brands, grundlegend überarbeitete Übersetzung: Kampa Verlag 2019,
ISBN der gebundenen Ausgabe 978-3-311-13103-8

2 Kommentare

  1. Anne-Marit Strandborg

    Moin, liebe Andrea,
    Maigret kenne ich nur aus der Krimireihe, die ich vor Jahrzehnten gesehen habe. Die habe ich geliebt. Gelesen habe ich ihn noch nicht. Habe aber mal einen Blogger oder eine Bloggerin bewundert, der/die die ganze Reihe gelesen hat.
    So schnell, wie ich immer zu etwas begeistern bin, wollte ich das Projekt sofort starten. Glücklicherweise habe ich ein paar Nächte drüber geschlafen und habe es auf Eis gelegt. Es warten so viele Bücher darauf, gelesen zu werden.
    Wenn ich mich aber nicht irre, habe ich zwei oder drei Maigret-Bücher irgendwo stehen.
    Liebe Grüße und noch ein schönes Wochenende wünscht Dir Anne

    • Andrea Schellhase

      Liebe Anne,
      da wünsche ich dir viel Spaß beim Stöbern nach den Maigret-Büchern, wenn du doch noch mal in der Stimmung dazu bist.
      Liebe Grüße
      Andrea

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