Das Jahr 2018 neigt sich dem Ende zu. Viele Verlage haben dieses Jahr genutzt, um 50 Jahre 1968 und die mit dem Jahr der Revolte einhergehenden Veränderungen in zahlreichen Publikationen in Augenschein zu nehmen. Viel Lesestoff, auch bei großem Interesse kaum zu schaffen.
Wenn es gut läuft, sind 50 Jahre ein halbes Leben. Barbara Klemm hat sich ihr ganzes Leben lang über der Fotografie gewidmet. Von 1970 bis 2004 war sie als Fotografin für die Frankfurter Allgemeine Zeitung im kleinsten Dorf und in den Metropolen der Welt unterwegs. Barbara Klemm fotografierte unseren Alltag und die große Weltpolitik mit einem Blick dem es gelingt, in einer einzigen Fotografie eine lange Geschichte kurz zu erzählen.
Sie hat die Erinnerungen unseres Lebens in Bildern festgehalten.
Vom 16. November 2013 bis zum 9. März 2014 zeigte eine große Ausstellung im Martin-Gropius-Bau in Berlin ihr Wirken. Barbara Klemm hat aus vielen hunderttausenden von Aufnahmen 320 ausgewählt, die Zeitgeschichte, Sozialgeschichte und Weltgeschichte abbilden.
Was macht es da, dass in dem hier vorgestellten Ausstellungskatalog fünf Jahre zum erwähnten halben Jahrhundert als Rückblick auf 1968 fehlen. Aber 1968 läutet die Ausstellung ein, und es werden Klemms Fotografien von 1968 bis 2013 gezeigt.
Thematisch werden die Bilder-Reihen durch einseitige Fotos von Reportagen aus der FAZ eingeleitet, zu denen Klemm die Fotografien geliefert hat.
So beginnt der Hauptteil mit dem Artikel Deutschland ist sehr gut Land. Das Foto aus dem Jahr 1968 stellt spielende Jungs auf einem Autoschrottplatz in Offenbach dar.
Der Bürger mischt sich ein zeigt uns Bürgerinitiativen und Demonstrationen, Adorno und Joschka Fischer, Christa Wolf in Frankfurt/Main und Heinrich Böll in Mutlangen oder den Theaterboykott der Jüdischen Gemeinde gegen Faßbinders „Der Müll, die Stadt und der Tod“ in Frankfurt/Main 1985.
Dieser in edlen grauen Leinen gebundene Fotoband lässt uns aufs Westjordanland und Israel, Teheran und die UdSSR, Nord-, Süd- und Mittelamerika, Europa und Afrika und die Menschen dieser Erde schauen. Wie immer bei Barbara Klemm in schwarz-weiß.
Ergänzt wird er durch Klemms Werk würdigende Beiträge von Durs Grünbein und Hans-Michael Koetzle.
Barbara Klemm: Fotografien, Photographs, 1968 – 2013, Nimbus 2013,
ISBN 978-3-907142-93-6
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