Kürzlich war ich in Leer unterwegs. In Real Life, also im echten Leben. Nicht in irgendeiner Karten-Maps-Virtual-Reality-Brillen-App. Ich habe mich dort wirklich sehr willkommen gefühlt, sodass ich mir in einer lokalen Buchhandlung die auf dem Beitragsfoto abgebildete Postkarte als Lesezeichen aussuchte. Aber was wäre ein Lesezeichen schon ohne Buch? Zur rechten Zeit am rechten Ort — eben in besagter Buchhandlung — war leicht ein passendes gefunden. Auf Norderney spielten zwar gleich mehrere Krimis, doch auch in Leer schläft das Verbrechen offenbar nicht.
Im Kriminalroman Tödlicher Vierer von Peter Gerdes wird auf einem ostfriesischen Mittelaltermarkt ein Mann ermordet. Da das Opfer in Oldenburg gemeldet ist, bittet die Kripo Leer die Oldenburger Kollegen um Amtshilfe. Bei den Ermittlungen trifft Hauptkommissar Stahnke auf alte Bekannte aus seiner Vergangenheit, allesamt ehemalige Mitstreiter aus dem Titel gebenden Rudervierer. Wie sehr sind sie in diesen Fall von organisierter Kriminalität und Korruption verstrickt? Die Spuren führen bis in die Niederlande und die Gegner sind so mächtig, dass Stahnke suspendiert wird und untertauchen muss.
Nun mokieren sich im Internet Leser*innen schon mal gerne darüber, dass es kaum noch ein Dorf gibt, welches nicht als Handlungsort in einem Kriminalroman dient. Im wahren Leben erfreuen sich die Regiokrimis allerdings seit Jahrzehnten einer großen Beliebtheit und auch auf vitaLibris findet sich der ein oder andere Roman dieses Genres. Interessanterweise jedoch noch keiner aus dem Gmeiner Verlag. Da der Verlag im nächsten Jahr sein 40-jähriges Bestehen feiern kann, wird es also höchste Zeit.
Tödlicher Vierer ist ein klassischer Polizeiroman, der schon auf der ersten Seite mit dem lange nicht gehörten Wort „neckisch“ überrascht. Das erfreut genauso wie der Regionalbezug, der zum Teil bessere Einblicke in die Geschichte von Land und Leuten bietet als manch Reiseführer. Obendrein ist er nicht so ausufernd beschrieben wie in Dan Browns Illuminati, sondern hervorragend in eine zunehmend spannender werdende Handlung um Korruption im ganz großen Stil eingebunden.
Der Klappentext ist gelungen, verrät er nicht zu viel und weckt auch keine falschen Erwartungen.
Übrigens lässt der in Emden geborene und in Leer wohnhafte Autor Peter Gerdes Kommissar Stahnke nicht zum ersten Mal in seiner Heimat ermitteln. Seit Mitte der Neunzigerjahre ist dieser dort auf Verbrecherjagd und muss sich inzwischen mit dem nahenden Ruhestand auseinandersetzen.
Sein literarischer Schöpfer hat in diesem Kriminalroman indes dafür gesorgt, dass es auch in Zukunft mit Stahnke nicht langweilig werden könnte.
Peter Gerdes: Tödlicher Vierer, Gmeiner Verlag 2025
ISBN der kartonierten Ausgabe
978-3-8392-0911-0
ISBN der E-Book-Ausgabe (epub)
978-3-7349-3398-1
Die Fotos auf der abgebildeten Postkarte sind von Günther Lübbers,
Verlag Regio-Karten, Aurich.













Schreibe einen Kommentar