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Leben mit Büchern

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Mothers on Earth

Während bald wieder die Geburt eines Sohnes vor 2019 Jahren gefeiert wird, beklagt UNICEF 30 Jahre nach der Verabschiedung der UN-Kinderrechtskonvention deren mangelnde Umsetzung.
Neben die alten Probleme, wie Armut und schlechte Gesundheitsversorgung, treten Klimawandel und Cypermobbing, und allein im Zusammenhang mit Migration befinden sich 330.000 Kinder in Haft oder anderen Einrichtungen, wie Heimen oder Flüchtlingslagern. Weltweit seien laut einer Studie der Vereinten Nationen mehr als sieben Millionen Kinder ihrer persönlichen Freiheit beraubt.
Es bleibt eine immerwährende Aufgabe, auf das Leben der Kinder dieser Welt zu schauen. Nicht nur zu Jahrestagen oder Weihnachten.

In dem bei S. Fischer erschienenen Bildband Mothers on Earth der israelischen Fotografin Aliza Auerbach, macht der Verlag vorab auf die Arbeit von UNICEF aufmerksam.

Auerbach schaut auf die Mütter dieser Welt und sieht dabei auch auf die Kinder. Und wenn wir auch selbst keine Kinder haben, sind wir doch das Kind unserer Mutter. Dies ist eine elementare Erfahrung, die wir alle gemeinsam haben und im hier vorgestellten Buch zum Ausdruck kommt.

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Über das Vorlesen oder die Bedeutung des Kuschelns

Anlässlich des Bundesweiten Vorlesetags, den die Organisatoren seit 2004 als Deutschlands größtes Vorlesefest feiern, versuchen Prominente und Büchermenschen in diversen Medien, dem Vorlesen eine Lobby zu geben.
Die Süddeutsche Zeitung ließ am 15.11.2019 auf ihrer Panorama-Seite die Schauspielerin und Hörbuchsprecherin Anna Thalbach mit wichtigen Anregungen zu Wort kommen, wartete allerdings mit dem Zitat in der Überschrift auf, dass es ein Verbrechen sei, wenn Eltern ihren Kindern nicht vorläsen.

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Der ungewöhnliche Roman des Mike McCormack

An einem trüben Herbsttag, „dessen Datum die Zeitung mit zweiter November angibt“, lässt sich der Ingenieur Marcus Conway von seinen Gedanken treiben.
Er steht in seinem Haus in der Grafschaft Mayo an der Westküste Irlands, seine Frau Mairead hat die lokale und die überregionale Zeitung auf dem Küchentisch bereitgelegt.
Wie immer hört er die mittäglichen Radionachrichten, nimmt auch beim Zeitunglesen teil am Weltgeschehen und „so verliere ich mich, wieder einmal in Erinnerungen“. Marcus Conway erzählt von seinem Elternhaus, von der ihn verstörenden, aber sehr erfolgreichen Kunstausstellung seiner Tochter, deren und seinem Verhältnis zu seinem Sohn Darragh oder seiner Rolle als Ingenieur im Bauamt der Grafschaft.
Mitte März erreichte ihn die Nachricht von Virusinfektionen und Vergiftungen:  „eine ganze Stadt, die sich die Seele aus dem Leib kotzte, Stoff für eine B-Movie-Apokalypse“. Auch Mairead erwischte es.

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Summer of ‘40 – Sommer 1940

„Bekanntmachung an der Anschlagtafel des Gemeindesaals von Chilbury

Sonntag, 24. März 1940

Da unsere männlichen Stimmen im Krieg sind, wird der Kirchenchor nach der Trauerfeier für Commander Edmund Winthorp nächsten Dienstag aufgelöst.

                                                                                   gez. Der Vikar “

 

Auf dieser Trauerfeier für den jungen Edmund Winthorp gaben die dem Kirchenchor verbliebenen Frauenstimmen „ihren Schwanengesang“, wie Mrs Tilling in ihrem Tagebuch schreibt.
Tagebuch schreiben — dazu regte ein Aufruf im Rundfunk an. Das Schreiben könne helfen, Verluste des Krieges besser zu verarbeiten. Auch die 13-jährige Kitty teilt ihre Gedanken ihrem Tagebuch mit.
Aus Briefen und Tagebucheinträgen anderer Chormitglieder und Dorfbewohner erfahren wir Leser, wie die Frauen mit Unterstützung der Musikprofessorin Prim einen in jeder Hinsicht starken Chor gründen.

Jennifer Ryan trifft in ihrem Roman Der Frauenchor von Chilbury gekonnt den Ton der Zeit zu Beginn des Zweiten Weltkrieges an der englischen Ostküste. Glaubhafte Charaktere erzählen uns von der Kraft, ja, von der geradezu heilenden Wirkung der Musik.
Das Singen hilft den Frauen, ihr Leben immer wieder neu anzugehen, trotz Schwarzmarkt, Spionage und der Luftangriffe der Deutschen mit verheerenden Folgen auch für den Chor.
Vor allem Mrs Tillings Verwandlung macht Freude. Ich werde sie ein wenig vermissen.

Eine gleichermaßen unterhaltsame wie tröstliche Geschichte — auch wenn man weiß, dass der Sommer 1940 erst der Anfang des Kriegsdramas war.

Jennifer Ryan (nach Erzählungen ihrer Großmutter), aus dem Englischen von Andrea O‘Brien: Der Frauenchor von Chilbury, Kiepenheuer & Witsch 2019,
ISBN der kartonierten Ausgabe 978-3-462-05287-9

Peter Bursch’s Gitarrenbuch und der Voggenreiter Verlag

Die Frage, was denn ein gutes Buch ausmache, wird oftmals an einer hochwertigen Ausstattung, wie Leinen- oder Ledereinband, Prägedruck, Schnittverzierung oder auch der aufschlagfreudigen Fadenheftung festgemacht.
Peter Bursch’s Gitarrenbuch kann all dies nicht aufweisen, zudem enthält der Titel das manchmal auch mit Bedacht gesetzte Apostroph dort, wo es eigentlich nicht hingehört.
Dennoch ist Burschs Gitarrenbuch eine Erfolgsgeschichte des Voggenreiter Verlags, und die Macher haben das Apostroph […] bewusst beibehalten. Wir hatten uns so daran gewöhnt und wollten deswegen nicht darauf verzichten.“[1]

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Zeig mir die Welt — Texte aus alten Schulbüchern

Helge Tismer ist pensionierter Volksschullehrer und trat seine erste Stelle in den frühen 1960er Jahren an.

Die Ausstellung „Als es noch kein Smartphone gab … Kommunikation, Information und Bildung im Dorf“ hatten wir bereits besucht. Dort gibt es natürlich auch technische Errungenschaften oder Gesellschaftsspiele zu sehen, aber vor allem Papiermaterialen beschreiben dieses Zeitalter und das Lesebuch ist zentrales Thema der Alltagssammlung des Regionalmuseums Kaufungen.
Nun las Helge Tismer, anlässlich der Kasseler Museumsnacht im historischen Klassenraum, unter dem Motto „Zeig mir die Welt“ aus alten Schulbüchern.

Dass die „Kritische Lesung“ aus alten Schulbüchern interessant werden könnte, erhoffte ich mir, da Hildegard Hamm-Brücher schon in ihrem Buch Und dennoch… auf völlig antiquierte Schulbuchtexte hinwies. Als betroffene Mutter nennt sie dort Beispiele aus den Schulbüchern ihrer Kinder aus den 1960er Jahren, die vom „Landleben als allein seligmachende Lebensform“  berichten oder von Aufgaben, die die Schüler den „Zug der Toten“ anhand der „verlorenen Soldaten im Ersten Weltkrieg“ berechnen lassen sollten.

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Details sind wichtig

Es begann mit dem Film Sommerfest, nach einem Roman von Frank Goosen. Beim fröhlichen Literaturschauen erinnerte ich mich, zwei gute Besprechungen von Goosens neuem Roman Kein Wunder in Printmedien gelesen zu haben.
In ebenso guter Erinnerung habe ich seinen Debütroman Liegen lernen, der im Jahre 2000 im Eichborn Verlag erschien.
Nun fügte es sich auch noch, als ich eigentlich nur Bücher zurückgeben wollte, dass im Regal der Neuanschaffungen unserer Gemeindebücherei Kein Wunder frontal präsentiert wurde. So kam ich nicht umhin es auszuleihen und freute mich sehr aufs Lesen. Denn: Liebesgeschichten erzählen, das kann Goosen. Und zwar unsentimental, humorvoll und frei von jeglichem Kitsch, mitten aus dem Ruhrpott-Leben.
Ist ihm dies mit Kein Wunder auch über politische Systemgrenzen hinweg gelungen?

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Mit Maigret an die französische Atlantikküste

Meine letzte Begegnung mit Georges Simenons Kommissar Maigret ist lange her. Sehr lange. Zugegeben, ich habe mich damals auch ein wenig gelangweilt. Nun war aber der Alltag so hektisch, dass ich mich nach der Ruhe, die Maigret damals auf mich ausstrahlte, fast sehnte. Und auf dem Cover von Maigret macht Ferien liegen die Segelboote am Strand so wunderbar in der Sonne. Da wollte ich auch hin.

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Kein Buch für einen Tag

Das fröhlich gestaltete Cover spricht das Kind in mir an. Das Menschenkind, das wir alle sind.
Vor himmelblauem und maigrünem Hintergrund fassen sich unterschiedlichste, aber in schwarz-weiß gezeichnete Menschen an den Händen.

In Augenblicke erzählt Autor Stefan Schär 101 überraschende Geschichten aus dem Leben.

Diese Geschichten sind aber nicht nur überraschend, sondern sie bieten auch romantische oder nachdenkliche Augenblicke.
Einmal dachte ich, ja, das ist jetzt richtig gut. Hier ist der Gedanke auf den Punkt gebracht.
Manch andere Geschichte wirkt zunächst recht einfach, aber das ist das Leben ja auch so manches Mal. Einfach schön.

Am Stück liest man Augenblicke eher nicht. Dies ist kein Buch für einen Tag. Vielleicht nimmt man es zur Hand, wenn ein Augenblick Zeit ist innezuhalten und daran zu denken, dass wir alle Menschenkinder sind.

Ein freundliches und gutes Storytelling-Marketing sowie das ansprechende Cover haben mich dazu bewogen, mir dieses kleine Buch zu kaufen. Obwohl ein Book on Demand, habe ich es sehr schnell bei meiner Buchhändlerin erstanden.

Eine kleine und gute Investition.

Stefan Schär: Augenblicke, 101 überraschende Geschichten aus dem Leben, Books on Demand 2019,
ISBN der kartonierten Ausgabe 978-3-7481-7871-2

Aber der Punkt fehlt am Ende – hoffentlich – nie 😉

Schreiben ist vor allem ein kreativer Vorgang, und so pflege ich auch einen sehr kreativen, vor allem emotionalen Umgang mit den Regeln der Interpunktion, insbesondere mit denen der Kommaregeln.
Dies ist auf meine Komma-Regel-Schwäche (KRS) zurückzuführen. Es gibt noch keine fachliche Diagnose, da sie noch nicht allgemein anerkannt ist, obwohl sie sich doch auch bei anderen ­– selbst Nebenfachgermanisten – beobachten lässt. Bei mir ist sie zudem historisch belegt.

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