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Leben mit Büchern

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Fräulein Nette in Melsungen

Nein, in Melsungen war die Dichterin und Komponistin Annette von Droste-Hülshoff nicht. Zumindest nicht in dem Roman Fräulein Nettes kurzer Sommer. Stattdessen folgte die Autorin Karen Duve gerne der Einladung der Culturinitiative Melsungen in die malerische Fachwerkstadt.

Im 40. Literatur-Gespräch der Culturinitiative wurde das Buch besprochen und offenbar für so interessant befunden, dass die Organisatoren um Oliver Engl und Michael Geise die Lesung in der Brückenbuchhandlung ausrichteten.
Die Veranstaltung war ausverkauft und im Publikum saßen nach Karen Duves eigenen Erfahrungen überraschend viele Männer.

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Gelebtes Grundgesetz – Hildegard Hamm-Brücher

 

Grundgesetz
für die Bundesrepublik Deutschland

vom 23. Mai 1949.

 

  Der Parlamentarische Rat hat am 23. Mai 1949 in Bonn am Rhein in öffentlicher Sitzung festgestellt, daß das am 8. Mai des Jahres 1949 vom Parlamentarischen Rat beschlossene Grundgesetz für die Bundesrepublik Deutschland in der Woche vom 16.-22. Mai 1949 durch die Volksvertretungen von mehr als Zweidritteln der beteiligten deutschen Länder angenommen worden ist.
Auf Grund dieser Feststellung hat der Parlamentarische Rat, vertreten durch seinen Präsidenten, das Grundgesetz ausgefertigt und verkündet.
Das Grundgesetz wird hiermit gemäß Artikel 145 Absatz 3 im Bundesgesetzblatt veröffentlicht.

 

In diesem Auszug aus dem Dokumentenarchiv der Bundesrepublik Deutschland werden schon die wichtigsten Daten genannt: In diesen Tagen feiert unser Grundgesetz 70. Geburtstag.
Eine bedeutende Frau, die für die Durchsetzung des Absatz 2 in Artikel 3 – „Männer und Frauen sind gleichberechtigt“ – unserer Grundrechte steht, war Elisabeth Selbert. Dieses entscheidende Engagement für die Entwicklung unserer Demokratie wurde sogar verfilmt.

Eine andere bedeutende Frau, mit der ich persönlich vor allem Artikel 38 unserer Verfassung verbinde, ist Hildegard Hamm-Brücher. Als FDP-Mitglied im Bundestag hielt sie am 01. Oktober 1982 ihren Redebeitrag „Ein klares Nein“ während der Debatte über das Konstruktive Misstrauensvotum gegen Bundeskanzler Helmut Schmidt.

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War die Buchhändlerempfehlung – Eva Ibbotsons „Die Morgengabe“ – eine gute?

Anna ist 14 Jahre alt und mag Sport, vor allem das Reiten und die Pflege der Pferde.

Ihr wurde schon zu Beginn ihres Lebens viel vorgelesen und dabei ihre Vorliebe für Bücher geweckt. Sie lernte früh zu lesen, da das selbst Lesen eine notwendige Folge war, um mehr Bücher entdecken zu können.
Mein glückliches Leben von Rose Lagercrantz und Eva Eriksson ist das Kinderbuch, welches jeden ihrer Umzüge mitmachen wird. Da sie zuletzt Charlotte Brontës Jane Eyre ständig aus dem Bücherregal ihrer Mutter nahm, um darin zu lesen, gab es zu Weihnachten eine eigene, natürlich die gleiche Klassiker-Ausgabe sowie das Taschenbuch in neuer Übersetzung.
Auf Empfehlung der Inhaberin unserer örtlichen Buchhandlung, erhielt Anna noch Die Morgengabe als zusätzliches Weihnachtsgeschenk.

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Tricks und Täuschungen in der Kunstszene

Mit dem Kriminalroman Der Turm der blauen Pferde begibt sich Glauser-Preisträger Bernhard Jaumann in die Kunstszene. Das berühmte gleichnamige Gemälde Franz Marcs gilt seit 1945 als verschollen. Letzter bekannter Besitzer war Hermann Göring. Ist es mit einem seiner Sonderzüge nach Berchtesgaden gelangt?

Nun behauptet Kunstsammler Egon Schwarzer, das Original angekauft zu haben und beauftragt die kleine Münchner Kunstdetektei von Schleewitz herauszufinden, wo sich das Bild während der letzten 70 Jahre befand.
Es folgt eine Spurensuche mit Tricks und Täuschungen allenthalben. In eingeschobenen, kürzeren Kapiteln begleitet der Leser das Bild und seine Wirkung auf die jeweiligen Besitzer, von der Vergangenheit bis in die Gegenwart.

Menschen kommen gewaltsam zu Tode und familiäre Spannungen umtreiben Archivar Max aus der Detektei. Dies erzählt Jaumann mit dem nötigen Ernst. Auf die Kunstwelt schaut er auch mit humorvoller Ironie.

Bernhard Jaumann hat es geschafft, mit Der Turm der blauen Pferde

„[…] Geschichten [zu] erfinden, die elegant über das hinwegsegelten, was man so Wahrheit nannte.“

Mir hat es Spaß gemacht, diesen Kriminalroman zu lesen.

Bernhard Jaumann: Der Turm der blauen Pferde, Galiani Berlin 2019, ISBN der großformatigen Paperback-Ausgabe
978-3-86971-141-6,
der ePub-Ausgabe
978-3-462-31970-5

 

Wissen ist Macht – Nichts zu wissen macht aber nicht nichts

Smudo kocht seinen Spargel in der Spülmaschine (diverse Medien am 17.04.2018), Mathias Opdenhövel ist mit der früheren Background-Tänzerin von Dschingis Khan verheiratet und Slalomläufer Dominik Stehle züchtet Brieftauben (Link zum DSV, zuletzt abgerufen am 10.02.19).
Dies sind für viele Leser*innen sicherlich unwichtige Nachrichten. Obendrein sind sie vor allem falsch.
Die Aufklärung darüber in Inas Nacht vom 22.07.18, (ca. ab 14. Min. Smudo) und vom 21.10.18 (ca. ab 5. Min. Opdenhövel), ist allerdings erfrischend und aufschlussreich. Wurden diese Fake-News doch von Quellen verbreitet, denen Journalisten und Leser hinsichtlich der Richtigkeit der Nachrichten vertrauen: dpa und Munzinger.
Das ZDF reagierte via Facebook und Twitter am 13.01.19 auf den Brieftauben-Scherz des Sportlers auf der Internetseite des DSV. Diese wurde jedoch bis zur Veröffentlichung dieses Beitrags am 10.02.2019 nicht aktualisiert.

Dass mit Fake-News nicht zu Scherzen ist und inwiefern „die Digitalisierung unsere Demokratie gefährdet“, zeigt uns der Medienwissenschaftler und Journalist Stephan Russ-Mohl in seinem Buch über unsere informierte Gesellschaft.

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Am Leben wachsen

Die ausdruckstarke Umschlaggestaltung weist schon auf den Inhalt hin. Auf einer regennassen Straße, in diesiger aber grün schimmernder Landschaft, geht dem Betrachter eine junge Frau entgegen.
In Ein reiner Schrei erzählt Siobhan Dowd davon, wie in dem kleinen südirischen Dorf Coolbar im Jahr 1984 die knapp 16-jährige Shell den Glauben an das Leben zurückgewinnt.

Nach dem Tod ihrer Mutter verlor ihr Vater jeden Halt.  Getrunken hatte er schon vorher, nun hat er seine Arbeit in der Landwirtschaft aufgegeben und sammelt für die Kirche Spendengelder. Neu in der Kirche ist auch der junge Kurat Pater Rose, der Shell zunächst Kraft gibt, sich um die beiden jüngeren Geschwister und sich selbst zu kümmern. Als Shell schwanger wird, brodelt die Gerüchteküche und sie bleibt in ihrer Not zunächst allein.
Und das im katholischen Irland, wo religiöser Dogmatismus bis ins Rechtssystem hinein reicht.

Mit einer klaren Sprache und starken, aber nicht überladenen Bildern, beschreibt Dowd, wie wichtig familiäre Bindung und freundschaftliche Unterstützung sind.

Ein absolut lesenswertes Buch, nicht nur für Jugendliche.

Siobhan Dowd: Ein reiner Schrei, aus dem Englischen von Salah Naoura, Carlsen 2006,
ISBN der gebundenen Ausgabe 978-3-551-58158-7,
ISBN der Taschenbuchausgabe 978-3-551-35861-5

Familie im Blick

Unbestreitbar ist Leander Scholz in unserer Gesellschaft und im Literaturbetrieb eine Ausnahme. Als Autor schrieb der inzwischen habilitierte Philosoph seine Romane und auch Zusammenleben – Über Kinder und Politik aus einer sehr persönlichen Motivation. Als Vater gehörte er zu den wenigen Männern die Elternzeit über anderthalb Jahre nahmen, während die Frau Vollzeit erwerbstätig war.
Angeregt durch die Zuschriften zu seinem Artikel in der Welt über diese eher ungewöhnliche Vaterrolle und die für ihn daraus resultierende innige Beziehung zu seinem Sohn, entstand dann das vorliegende Buch.

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Hannah Arendt lieber lesen und leben

Weil ich es mir nicht erlauben kann und will, den Samstagmorgen im Bett zu verbringen, habe ich das Interview von Tobias Haberl mit der Piper Verlegerin Felicitas von Lovenberg in der Wochenendausgabe (05./06.01.2019, S. 52) der Süddeutschen Zeitung (hier im Folgenden kurz SZ, auch bezahlt, aber Papierausgabe) erst am Sonntagnachmittag gelesen.
Und auch mir stellten sich natürlich beim Lesen einige Fragen, wie wohl auch Tilman Winterling von 54 Books, die er dann sogleich am Sonntag auf 54 Books veröffentlicht hat. Nicht ohne darauf aufmerksam zu machen, dass er „immer ein bisschen Angst“ hat, seine Aufregung darüber „öffentlich zu machen“.
Nun scheint mir aber genau dieses Interview exemplarisch für die momentane Situation im Literaturbetrieb und in weiten Teilen des Journalismus: Aufmerksamkeitsökonomie (Georg Franck, Hanser) um Klicks, Auflage und Reichweite, gepaart mit der Neigung zur Selbstgefälligkeit etablierter Medien und einer damit einhergehenden Entfernung vom lesenden Publikum, stehen im Mittelpunkt.

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Fotografierend leben – Leben fotografieren

Das Jahr 2018 neigt sich dem Ende zu. Viele Verlage haben dieses Jahr genutzt, um 50 Jahre 1968 und die mit dem Jahr der Revolte einhergehenden Veränderungen in zahlreichen Publikationen in Augenschein zu nehmen. Viel Lesestoff, auch bei großem Interesse kaum zu schaffen.

Wenn es gut läuft, sind 50 Jahre ein halbes Leben. Barbara Klemm hat sich ihr ganzes Leben lang über der Fotografie gewidmet. Von 1970 bis 2004 war sie als Fotografin für die Frankfurter Allgemeine Zeitung im kleinsten Dorf und in den Metropolen der Welt unterwegs. Barbara Klemm fotografierte unseren Alltag und die große Weltpolitik mit einem Blick dem es gelingt, in einer einzigen Fotografie eine lange Geschichte kurz zu erzählen.
Sie hat die Erinnerungen unseres Lebens in Bildern festgehalten.

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Dem Gewissen verpflichtet

Louise Pennys Romane um Inspektor Gamache, der in der kanadischen Provinz Québec ermittelt, wurden im anglo-amerikanischen Sprachraum mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet.
Ins Deutsche sind bisher nur die ersten vier Bände übersetzt worden, zu einer Zeit, als die Krimis aus Skandinavien boomten.
Dem Kampa Verlag haben wir es jetzt zu verdanken, dass mit Hinter den drei Kiefern der 13. Fall für Gamache wieder in deutscher Sprache erschienen ist.

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