Die Frage, was denn ein gutes Buch ausmache, wird oftmals an einer hochwertigen Ausstattung, wie Leinen- oder Ledereinband, Prägedruck, Schnittverzierung oder auch der aufschlagfreudigen Fadenheftung festgemacht.
Peter Bursch’s Gitarrenbuch kann all dies nicht aufweisen, zudem enthält der Titel das manchmal auch mit Bedacht gesetzte Apostroph dort, wo es eigentlich nicht hingehört.
Dennoch ist Burschs Gitarrenbuch eine Erfolgsgeschichte des Voggenreiter Verlags, und die Macher haben „das Apostroph […] bewusst beibehalten. Wir hatten uns so daran gewöhnt und wollten deswegen nicht darauf verzichten.“[1]
Es waren andere Zeiten, als Peter Bursch Musiker wurde. Elvis und die Beatles wurden gefeiert, die großen Musiklabels machten noch viel Geld mit Plattenverkäufen und hatten wenig Interesse an einem Gitarrenspieler Bursch und seiner Band. So tingelte Bursch als Straßenmusiker durch Europa und gab auch Musikunterricht, obwohl er selbst nie einen Gitarrenlehrer hatte. Es gab eben nur klassisch vermittelten Unterricht nach Noten, und dies war natürlich nichts für den kreativen Autodidakten Peter Bursch. Gelernt und gelehrt wurden bei ihm die Griffe der Akkorde. Seinen Schülern gefiel das Lernen ohne Noten auch viel besser. Damit sie alle Griffe schnell und übersichtlich zur Hand haben konnten, überredeten sie Bursch zu einem Heft. Aus diesem Heft entwickelte sich das Gitarrenbuch, das schließlich der politisch engagierte Verlagschef Ernst R. Voggenreiter in einer Auflage von 1000 Stück drucken ließ. Er ahnte vielleicht das große Potential in der Art Gitarre spielen zu lernen, wie Bursch sie vertrat: Mit Spaß und ohne Noten. Damit war dies auch jenen möglich, die sich keinen teuren Gitarrenunterricht leisten konnten.
Peter Bursch gilt seitdem als „jemand, der das Musikmachen demokratisiert hat“[2].
Nun haben sich die Zeiten für Musiker und Bücher geändert. Alles ist schnell über das Internet verfügbar. Lieder, Texte, Grifftabellen. Das große Geld verdienen jetzt Streaming-Dienste und große Online-Händler. Wieviel Spaß ich als Konsument damit habe, muss jeder für sich entscheiden. Am Gitarrenbuch haben hoffentlich noch viele Menschen Freude, ist es doch genau richtig für Einsteiger ohne Notenkenntnisse.
Im Jahr 2019 feierte Peter Bursch seinen 70. Geburtstag, der Voggenreiter Verlag sogar 100-jähriges Gründungsjubiläum. Seit 1975 erscheint Burschs Gitarrenbuch bei Voggenreiter, inzwischen in der x-ten Auflage mit CD und DVD, 2007 auch mal in einer Sonderausgabe als Hardcover mit Ringbindung.
Unsere Ausgabe ist von 1993. Noten konnte ich damals überhaupt nicht, aber Friedenslieder auf der Gitarre hätte ich schon gern gespielt, und natürlich den einen oder anderen Rockklassiker, der sich im Gitarrenbuch findet.
Das Lernen nach Peter Bursch’s Gitarrenbuch konnte Hornhaut und schmerzende Fingerkuppen nicht verhindern. Es führte aber zu schnellen Erfolgserlebnissen, an die ich mich bis heute gerne erinnere.
Für mich ist es deshalb auch ein gutes Buch.
[1] Peter Busch, E-Mail vom 02.09.2019
[2] Süddeutsche Zeitung, 23.08.2019, Seite 20
Das weckt Erinnerungen. Ich habe in ganz jungen Jahren mal eine Gitarre geschenkt bekommen. Unterricht hatte ich auch nicht. Aber die Noten habe ich gelernt und dann hat es zumindest für einige Lieder am Lagerfeuer im Ferienlager gereicht.
Lang, lang ist’s her.
Lagerfeuerromantik ist wohl für viele eine Motivation, Girarre spielen zu lernen.
Auch Peter Bursch wollte Gitarre spielen, um die Mädels am Lagerfeuer zu beeindrucken 🙂.