Weihnachten kommt näher und zur Einstimmung wollte ich mal wieder ein Buch zum Thema lesen, vielleicht auch einen Beitrag darüber verfassen. In der Bücherei war Remember Last Christmas direkt verfügbar und so nahm ich ein Buch aus dem in den sozialen Medien sehr beliebten Subgenre New Adult mit nach Hause.

Ein humorvoller Liebesroman“ mit „Gefühlschaos zur Weihnachtszeit“: Klingt ganz gut, was der Piper Verlag den „Leser:innen“ so ankündigt.
Alexis und ihr „langjähriger Highschool-Crush“ Maron arbeiten in der Vorweihnachtswoche als Elfe und Santa verkleidet in einer New Yorker Mall, um gemeinsam Kinder zu erfreuen. Für Alexis ist dies jedoch alles andere als erfreulich. Das Kostüm ist lächerlich und der ehemalige Schwarm hat auch noch ihren One-Night-Stand aus dem vorigen Jahr vergessen!

Wie kann das sein, fragt sich Alexis zu Recht und auch für mich als Leserin folgen Rätsel über Rätsel.
Warum lässt die Autorin ihre Protagonisten ausgerechnet in New York leben und verzweifelt lieben? Und wer ist diese Emma Goldman überhaupt? Aus dem Buch erfährt man gerade mal, dass sie im Januar 1996 geboren wurde und „Romantik und eine Prise Humor“ sie im Leben begleiten. Selbst ihr Portraitbild auf der Verlagswebsite wirkt ein bisschen wie ein Stockfoto. Handelt es sich hier vielleicht um ein KI-generiertes Buch, das lediglich von der im Copyright genannten Fam Schaper redigiert wurde?

Zumindest finden sich in der Geschichte scheinbar typische New Adult-Leser:innen ansprechende Motive. Die Ich-Erzählerin Alexis studiert natürlich Literatur und hat einen in Make-up-Fragen bewanderten „besten Freund“ namens Sunny. Maron ist ein sportlicher, muskulöser Footballspieler, während ihre Eltern getrennt sind, wuchs er in einer tollen Familie mit ihn beschützenden Brüdern auf. Die beiden werden von ihrem unsympathischen, „sexistischen“ Chef für die gleiche Arbeit ungleich bezahlt und Achtung Spoiler: Maron hat den One-Night-Stand vergessen, weil er die Trennung von seiner Freundin, mit der er über Jahre eine „toxische An-Aus-Beziehung“ hatte, mit Alkohol zu ertränken versuchte.
Es wird sehr viel geschmunzelt in diesem weihnachtlichen Liebesroman. Alexis schmunzelt, wenn sie nicht gerade über ihre eigene Sturheit weint. Maron schmunzelt über Alexis oder um sie aufzuheitern. „Er schmunzelt“ wieder und wieder. Wurde es auf Seite 163 auch Fam Schaper zu viel, dass sie korrigierend eingriff und die Erzählerin folgendes sagen ließ?
„Trotzdem zieht ein kleines Lächeln an meinen Mundwinkeln.“
Danach wird fleißig weiter geschmunzelt und auch mir bleibt irgendwie nichts anderes übrig, als kopfschüttelnd zu grinsen.

Remember Last Christmas ist ein Roman, in dem sich die Protagonistin solche Sorgen macht, in denen sich die Leser:innen vielleicht wiedererkennen können – vielleicht aber auch nicht.

Beim Nachforschen, wer denn nun die Autorin dieses Buches ist, stieß ich dann auf den Namen Marie Niehoff. Den in eine Suchmaschine eingegeben, findet sich tatsächlich ihr Verlagsfoto, auf ihrer eigenen Website jedoch kein Hinweis auf Emma Goldman oder den Roman.

Nun habe ich dazu ja meine höchst eigene Theorie entwickelt. Die Autorin ist ein großer Fan der echten Emma Goldman.

Emma Goldman, russische Jüdin oder jüdische Russin, macht sich im Alter von zwanzig Jahren […] nach Amerika auf, nach Rochester. […] Es ist das Jahr 1889 als Emma allein mit dem Billigzug von Rochester nach New York fährt und genauso wenig Geld bei sich hat wie New Yorker Adressen.“

Eva Demski erzählt in Mein anarchistisches Album auf den Seiten 41 bis 58 noch mehr von dieser ausergewöhnlichen Frau.

In Demskis Buch habe ich übrigens jede Seite mit großer Freude gelesen und es hier schon einmal kurz vorgestellt.

Da Spaß bei Texten im Netz nicht so leicht zu verstehen ist, bitte ich mit einem 😉 , diese Gedanken einfach mit einem Lächeln zu nehmen, verbleibe mit besagtem und wünsche frohe Weihnachten, ein fröhliches Chanukka oder auch nur einen schönen Dezember.

PS: Selbstverständlich kann auch gern geschmunzelt werden.