Letzten Sommer lag dieser Krimi im Stapel auf dem Tisch der städtischen Buchhandelskette und manchmal auch allein und frontal präsentiert in lokalen Buchhandlungen zu Hause und am Urlaubsort: Der Thriller Fünf Winter, ausgezeichnet mit dem Edgar Award für den besten Krimi des Jahres, dem Barry Award 2022, dem Deutschen Krimipreis International 2023, als Buch des Jahres Krimi-Couch 2023, mit Empfehlungen auf den Umschlagseiten von Stephen King und Dennis Lehane und vor allem mit einer absolut interessant klingenden Kurzbeschreibung der Story.
Passt, dachte ich, und da die Ferien und Stefans Geburtstag anstanden, griff ich spontan zu.
Honolulu, Ende November 1941. In Europa wütet bereits der Krieg und auch im Pazifik ist die politische Lage mehr als angespannt. Detective Joe McGrady vom Honolulu Police Departement soll den Mord an einem jungen Mann und seiner Freundin, einer Japanerin, aufklären. Die Spur führt nach Hongkong und wohl wissend, wie gefährlich es sein wird, folgt McGrady dem Täter in die britische Kronkolonie. Dort gerät er in eine Falle und wird von der Polizei inhaftiert, während Japan Hongkong einnimmt und Pearl Harbor angreift.
Fünf Winter später will er sein gegebenes Versprechen einlösen und den Mörder zur Rechenschaft ziehen.
Wie ist mein Geburtstagsgeschenk für Stefan nun angekommen?
„November 1941 in Honolulu, mitten im 2. Weltkrieg und nahe bei Pearl Harbor ist der Ausgangspunkt für diesen packenden Thriller.
James Kestrel hat mit Fünf Winter nicht nur einen spannenden Krimi geschrieben, er lässt einen in die brutale Realität des Krieges eintauchen und eine wunderschöne Liebesgeschichte erleben.
Schon nach wenigen Minuten hat mich die Geschichte in ihren Bann gezogen und ich fing ungeduldig an, mein Geschichtswissen aufzufrischen. Wann war noch mal der Angriff auf Pearl Harbor? Wer war alles beteiligt? Wie groß ist die Entfernung zwischen Hawaii und Japan?
Natürlich erfährt man alles, während Detective Joe McGrady einen Mord aufklären möchte und der Buchtitel lässt erahnen, dass das gar nicht so einfach ist.
Ich lese und höre gerne und viele Bücher. Oft genieße ich die Geschichten und trotzdem bleiben nur wenige Romane mit vielen Details im Gedächtnis. Hier bin ich mir sicher, dass es anders sein wird. Es war einer der Momente, in denen man ein Buch weglegt und einen eine große Leere erfasst. Keine Lust, jetzt etwas anderes zu lesen. Das nächste Buch kann nur schlechter werden.
Ich werde es irgendwann noch mal lesen und freue mich schon jetzt darauf.“
Nun verschenke ich Bücher, die ich noch nicht kenne, eigentlich immer mit dem Hintergedanken, sie auch selbst zu lesen. Stefans Urteil lies mich dann nicht einen Winter warten.
Neben dem Kriminalfall erzählt James Kestrel in Fünf Winter auch von Pazifismus, Krieg und von der Liebe.
Da gibt es nämlich noch Molly in Honolulu, die nach McGradys Abreise im Dezember 1941 allein zurückbleibt und vergeblich auf seine baldige Rückkehr wartet.
In Tokio trifft McGrady dann auf Sachi, die ihm in seinem Versteck Japanisch beibringt und einmal zu ihm sagt:
„Wenn wir eine bessere Welt wollen, sollten wir damit anfangen, selbst besser zu werden.“
Eine spannend geschriebene Story, großartig eingebettet in ihren historischen Kontext mit den politisch-gesellschaftlichen Hintergründen, machen diesen Krimi so lesenswert.
By the Way erfahren wir vom Duquesne-Spionagering 1941 oder dem Unternehmen Pastorius 1942. Bedrückend ist der Eindruck vom bombardierten Tokio. Durch Luftangriffe auch auf Tokios Wohngebiete wurde die Stadt vom Februar 1945 an einem schwarzen Erdboden gleichgemacht.
Doch was bleibt, ist die Liebe als Kraftquelle in Kriegs- und Krisenzeiten.
James Kestrel: Fünf Winter, aus dem amerikanischen Englisch von Stefan Lux
suhrkamp taschenbuch 2024
ISBN 978-3-518-47419-8
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