Die ausdruckstarke Umschlaggestaltung weist schon auf den Inhalt hin. Auf einer regennassen Straße, in diesiger aber grün schimmernder Landschaft, geht dem Betrachter eine junge Frau entgegen.
In Ein reiner Schrei erzählt Siobhan Dowd davon, wie in dem kleinen südirischen Dorf Coolbar im Jahr 1984 die knapp 16-jährige Shell den Glauben an das Leben zurückgewinnt.
Nach dem Tod ihrer Mutter verlor ihr Vater jeden Halt. Getrunken hatte er schon vorher, nun hat er seine Arbeit in der Landwirtschaft aufgegeben und sammelt für die Kirche Spendengelder. Neu in der Kirche ist auch der junge Kurat Pater Rose, der Shell zunächst Kraft gibt, sich um die beiden jüngeren Geschwister und sich selbst zu kümmern. Als Shell schwanger wird, brodelt die Gerüchteküche und sie bleibt in ihrer Not zunächst allein.
Und das im katholischen Irland, wo religiöser Dogmatismus bis ins Rechtssystem hinein reicht.
Mit einer klaren Sprache und starken, aber nicht überladenen Bildern, beschreibt Dowd, wie wichtig familiäre Bindung und freundschaftliche Unterstützung sind.
Ein absolut lesenswertes Buch, nicht nur für Jugendliche.
Siobhan Dowd: Ein reiner Schrei, aus dem Englischen von Salah Naoura, Carlsen 2006,
ISBN der gebundenen Ausgabe 978-3-551-58158-7,
ISBN der Taschenbuchausgabe 978-3-551-35861-5